Claudia und Martina
Martina und Claudia kannten sich bereits seit mehreren Jahren, bevor sie beschlossen, gemeinsam eine neue Position anzunehmen – als Verbundoptimierungsingenieure in der PI Smart-Produktion von Evonik. Hier berichten die beiden von positiven Erfahrungen sowie Hindernissen im Jobsharing, ihrer Art der Organisation und wie ihr Umfeld auf das Arbeitskonzept reagiert.
Jobsharing wird als alternatives Arbeitskonzept immer attraktiver – Warum habt ihr euch dafür entschieden?
M: Jobsharing und unser firmeninternes Programm PAIRfect kennen wir schon länger, weil es in unserer ehemaligen Abteilung vorgestellt wurde. Ein spannendes Konzept, um interessante Stellen in Teilzeit zu finden, ohne Vollzeitstellen zu reduzieren. Ich habe mich einzeln auf die Stelle beworben, wusste jedoch, dass Claudia sich ebenfalls bewirbt und offen für das Thema Jobsharing ist. Unsere Vorgesetzten bei VT-D in der Verfahrenstechnik haben uns intensiv darin unterstützt, ein Jobsharing zu realisieren. Gleichzeitig war unser neuer Bereich offen, sich auf das Experiment einzulassen.
C: Das stimmt. Ich habe zuvor sieben Jahre in derselben Position gearbeitet und wollte mich verändern – ein Wunsch, der in Teilzeit nicht immer einfach umzusetzen ist. Die offene Stelle hörte sich interessant an, und auch ich habe mich zunächst einzeln beworben.
Wir beide waren lange in der gleichen Abteilung Kolleginnen und kannten uns sehr gut. Als ich erfahren habe, dass Martina sich auch für die Stelle interessiert, kam mir direkt der Gedanke, die Aufgabe als Tandem zu übernehmen. Wir mussten zwar beide unsere Stunden etwas reduzieren, da wir zusammen eine Auslastung von 120 % nicht überschreiten durften, aber da waren wir uns schnell einig.
Zwei Personen und ein Job sind sicherlich mit viel Organisationsaufwand und Kommunikationsbedarf verbunden – Wie organisiert ihr euch?
C: In unserer derzeitigen Position als Ingenieurinnen in der Verbundoptimierung in der Abteilung Smart Production bei PI haben wir keine Führungsverantwortung, was die Organisation einfacher macht. Wir arbeiten viel in Projekten, denen wir uns je nach freien Kapazitäten zuordnen können. Einen Großteil unserer Zeit arbeiten wir daher relativ unabhängig voneinander. Die notwendigen Absprachen treffen wir in unserem wöchentlichen „Jour fixe“ und stimmen uns bei Bedarf auch häufiger ab.
M: Natürlich gibt es dann noch die Thematik nach außen, also wie kommunizieren wir unsere Aufgabenbereiche extern. Im laufenden Projekt wissen die Kolleg:innen, wen sie ansprechen müssen. Am Anfang oder außerhalb eines Projektes sind wir beide Ansprechpartnerinnen und tauschen uns untereinander aus. Wir profitieren von unserer ähnlichen Denk- und Arbeitsweise und ergänzen uns durch unsere unterschiedlichen Expertisen.
C: Aufwändiger als gedacht war anfangs die Kommunikation der Arbeitszeiten innerhalb des Bereichs. Wir haben beide eine Vier-Tage-Woche, die allerdings so verteilt ist, dass jeden Tag eine von uns ansprechbar ist. Außerdem sind unsere Arbeitszeiten nicht „in Stein gemeißelt“, das heißt, bei wichtigen Terminen ist Flexibilität für uns selbstverständlich. Hier die richtige Balance zu finden, ist wichtig.
M: Die Organisation war insgesamt doch schnell eingespielt. Wir verfolgen beide dieselben Ziele innerhalb unseres Jobs, die wir zusammen definieren und planen. Das gibt die Richtung vor. Viel Austausch ist, denke ich, außerdem generell in jeder Position wichtig.
Wie reagiert euer Umfeld auf das Konzept?
C: Sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens bekomme ich viele positive Rückmeldungen. Die meisten zeigen großes Interesse an dem Konzept. Wie geht das alles zeitlich, und wie organisiert ihr euch? Neid oder Ignoranz habe ich noch nicht erlebt. Es gab aber auch noch keinen großen Nachahmungseffekt. Dabei ist das Konzept aus meiner Sicht für jede:n eine gute Option. Sowohl Personen mit Joberfahrung als auch Berufseinsteiger:innen können vom Jobsharing profitieren.
M: Unsere Vorgesetzten waren dem Jobsharing gegenüber sehr offen eingestellt. Die Erfahrung der ersten 1,5 Jahre hat gezeigt, dass das Konzept funktioniert und Vorteile mit sich bringt – wie zum Beispiel bei der Urlaubsvertretung oder im Krankheitsfall. Der gegenseitige Austausch bei herausfordernden Fragestellungen gehört auch zu den Vorteilen, die keiner bestreiten kann.
C: Wir haben von Anfang an viel Vertrauen und Freiräume erhalten, was für die Ausgestaltung des Jobsharings sehr wichtig ist. Und wahrscheinlich funktioniert es deshalb bei uns auch so gut!