Martin
Martin, Präsident von Evonik Mexiko, ist überzeugt, dass wir aus unserer Komfortzone heraustreten müssen, wenn wir die Dinge zum Besseren verändern wollen.
Martin, in deinem privaten und beruflichen Leben ist dir der Austausch mit der jüngeren Generation sehr wichtig. Warum ist das so, und welchen Rat würdest du jungen Leuten geben?
Weiterentwicklung bedeutet, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten! Wenn wir die Welt verändern und den nächsten Generationen eine bessere Gesellschaft hinterlassen wollen, müssen wir auch anfangen, uns als Unternehmen zu verändern. Die jüngeren Generationen legen Wert auf anderes als das, was bislang für ein Unternehmen als Wichtig betrachtet wurde. Und dabei sie sind diejenigen, die das Unternehmen nachhaltig verändern werden.
Was ich der jüngeren Generation raten möchte, ist das: Macht den Mund auf, wenn ihr etwas anders machen wollt! Geht mit gutem Beispiel voran, ergreift die Initiative und seid konstruktiv! Wartet nicht auf andere, sagt offen, was euch interessiert, und bittet um Feedback – denn ihr seid euer eigener Mentor! Gutes kann nie entstehen, wenn man in seiner Komfortzone bleibt. Wenn wir erfolgreich sein wollen, dürfen wir uns vor dem Unbequemen nicht scheuen. Äußerlichkeiten ein größeres Gewicht einzuräumen als seinen eigenen Interessen und dem, was einen wirklich ausmacht, führt schnell dazu, den falschen Berufsweg zu wählen – denn ein motivierender Job ist keiner, der dich wichtig erscheinen lässt, sondern einer, bei dem du dich lebendig fühlst. Bei wirklich bedeutsamer Arbeit geht es nicht darum, andere zu beeindrucken, sondern darum, die eigenen Werte zum Ausdruck zu bringen!
Du arbeitest nun schon seit 25 Jahren für Evonik in den unterschiedlichsten Positionen und Ländern wie den USA, Deutschland, Argentinien und Brasilien. Jetzt bist du Präsident von Evonik Mexiko. Wie hat sich deine Sicht auf deinen Job und die Arbeit, die du leistest, mit der Zeit verändert?
Seit ich Präsident von Evonik Mexiko geworden bin, kümmere ich mich zunehmend mehr um die Menschen im Unternehmen. Ich fühle mich moralisch verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sie morgens gern zur Arbeit kommen. Wenn man Menschen an der Entscheidungsfindung beteiligt, fangen sie an, sich dazugehörig zu fühlen. Das wiederum stärkt ihre Motivation und ihr Engagement. Wir müssen für unsere Leute sorgen, richtig zuhören, um zu verstehen, und mit Bescheidenheit dienen! Wenn ich auf meine berufliche Laufbahn zurückblicke, bin ich für all die Gelegenheiten dankbar, die mir das Unternehmen bislang geboten hat, aber irgendwann fängst du an, deine Geschichte selbst zu schreiben und deinen Weg im Unternehmen selbst fortzusetzen. Deshalb rate ich allen: „Was immer du tust, tu es mit Leidenschaft!“
Die Arbeitswelt ist im ständigen Wandel. Worauf legen die Leute deiner Erfahrung nach derzeit am meisten Wert – in ihrer beruflichen Entwicklung und bei der Wahl ihres Arbeitgebers?
Beschäftigte erwarten von einem Unternehmen weit mehr als ein herkömmliches Vergütungspaket! Es geht ihnen viel mehr um den Wertschätzung, Sinnfindung und andere wichtige Bestandteile der modernen Vergütung. Ein Leistungspakets, das über das rein monetäre hinausgeht. Denn jede:r verdient es, für gute Führungspersönlichkeiten zu arbeiten! Eine der ehrlichsten Arten, anderen Respekt zu zollen, ist, ihnen genau zuzuhören. In gesunden Kulturen wird eine hohe Lebensqualität als selbstverständlich betrachtet und ein erfülltes Privatleben über den Job hinaus wertgeschätzt. Wir sollten uns und anderen Mut machen, dem persönlichen Wohlergehen einen größeren Stellenwert einzuräumen als der Arbeit. Ich betrachte Vielfalt und gegenseitiges Verständnis als einen Schlüssel zum Unternehmenserfolg. Das bedeutet auch, Kreativität zu fördern, neue Dinge auszuprobieren und die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen.
Du hast deine beruflichen Wurzeln im operativen Geschäft und bringst deine Erfahrungen in deine derzeitige Rolle ein. Über den Job hinaus dienst du der Gesellschaft auf vielfache Weise. Was treibt dich dabei an?
Ich freue mich, Evonik in vielen Vereinigungen vertreten zu dürfen – wie dem Nationalen Verband der chemischen Industrie in Mexiko (ANIQ), der Deutsch-Mexikanischen Handelskammer, der German School, der Deutschen Kulturstiftung und dem Franz-Mayer-Museum in Mexiko-Stadt. Mit Hilfe dieser Vereinigungen können wir kulturelle und gesellschaftliche Angebote entwickeln und sie unseren Beschäftigten und ihren Familien zuteilwerden lassen. Mehrwert zu schaffen ist das, was mich antreibt! Während der Pandemie war es inspirierend zu sehen, wie viel Energie, Engagement, Führungskompetenz, Empathie und Motivation in unserer Landesniederlassung in die Gesundheit und das Wohlergehen anderer und in den Dienst am anderen investiert wird. Unsere Anstrengungen sind die Basis unserer Erfolge, und die Lasten, die uns heute noch schwer erscheinen, werden sich morgen schon leichter anfühlen. Enthusiasmus ist grenzenlos, nur die Zeit ist begrenzt. Und gemeinsam ist immer besser!