Sebastian: Kulturelle Vielfalt und Vertrieb

„Ich hatte nie geplant, so viele Jahre im Ausland zu verbringen. Als ich 2004 die vertrauten Straßen Argentiniens hinter mir ließ und nach Frankfurt zog, war mir nicht bewusst, dass ich eine zwanzigjährige Reise begann, die mein gesamtes Leben verändern würde. Meine Neugier für internationales Business wuchs, als ich meine Kollegen bei der damaligen Degussa Argentina dabei beobachtete, wie sie in fremden Sprachen verhandelten und regelmäßig reisten. Für mich bedeutete eine Karriere im Vertrieb die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen, neue Menschen kennenzulernen und verschiedene Kulturen zu erleben.

„Mein Herz schlägt für den Vertrieb!“

Das International Sales and Marketing Programm (ISAM) von Evonik kam völlig unerwartet – eine Chance, jeweils ein Jahr in Deutschland, Brasilien und den USA zu arbeiten. Nach dem Abschluss des Programms bekam ich meine erste Vertriebsposition in Singapur und übernahm die Verantwortung für Südostasien. Diese Erfahrung war ein Wendepunkt: Meine Wertschätzung für Vielfalt, kulturelle Traditionen und interkulturelles Lernen entwickelte sich zu einer echten Leidenschaft für Menschen.  

Unter all meinen beruflichen Erfahrungen haben Vertriebsrollen mein Herz am meisten erobert. Was bedeutet diese Leidenschaft für Menschen für mich? Sie bedeutet, zuerst zuzuhören, bevor man handelt. Fehler als Lernmöglichkeiten zu betrachten. Jeden Tag mit neuer Entschlossenheit zu beginnen. Erfahrungen zu sammeln, die Weisheit schaffen.  

„Welche Wege habe ich nicht eingeschlagen, welche Karrierepfade ich hätte wählen können?“  

Ich habe viele verschiedene Meinungen zum Leben als Expat gehört. Manche sagen, die Vorteile seien finanzielle Ersparnisse und ein Karriereschub durch die Erfahrung in mehreren Ländern. Aber hier ist meine Wahrheit: In sechs verschiedenen Ländern zu leben und über 50 zu bereisen, war das größte Geschenk – beruflich und persönlich. Diese Reise hat nicht nur meinen Horizont erweitert, sondern mir auch Selbstvertrauen in interkulturellen Begegnungen gegeben. Ich habe gelernt, dass es immer möglich ist, Menschen auf einer tieferen Ebene zu erreichen – es erfordert nur je nach Land Geduld und Durchhaltevermögen.  

Nachdem ich meine eigene Familie gegründet hatte, hatte ich einen Wunsch: Ihnen die gleichen Chancen zu geben, die mir ermöglicht wurden. Diese Motivation hat mich durch unsere drei Jahre in Norwegen getragen. Zurück in Deutschland zahlten sich einige Vorteile der interkulturellen Erfahrung sofort aus: Unsere Kinder gewöhnten sich innerhalb einer Woche an ihren neuen Kindergarten – neue Lehrer, neue Freunde, eine neue Sprache.  

Manchmal frage ich mich, welche Wege ich nicht gegangen bin, welche Karriere ich hätte verfolgen können, wenn ich geblieben wäre. Aber dann blicke ich auf die Familie, die wir aufgebaut haben, die Freundschaften, die wir geschlossen haben, die Erinnerungen, die wir gesammelt haben – und ich kann nicht anders als zu lächeln. Selbst an schwierigen Tagen erhellen diese Gedanken meine Welt.  

Meine Kinder sind noch jung, und ich weiß nicht, ob sie meine Reiselust erben werden. Aber ich habe die Samen der Neugier und Offenheit in ihren Herzen gepflanzt. Und für diese Chance – für den ersten Schritt ins Unbekannte, den Evonik mir damals ermöglichte – werde ich immer dankbar sein.“